An den Verleger:
Coronaviren (CoVs) befallen in der Regel das Atmungssystem von Säugetieren und verursachen leichte bis schwere Infektionen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind humanpathogene CoV mit hoher Morbidität und Mortalität wie das Coronavirus des schweren akuten respiratorischen Syndroms (SARS-CoV) und das Coronavirus des Mittleren Ostens (MERS-CoV) aus Tierreservoiren hervorgegangen.
Die derzeitige globale Coronavirus-Pandemie 2019 (COVID-19), die durch das Coronavirus des schweren akuten respiratorischen Syndroms 2 (SARS-CoV-2) verursacht wird, hat weltweit zum Tod von über 6 Millionen Menschen geführt. Sie stellt eine Herausforderung für alle Gesundheitssysteme und für die Länder dar, die mit noch nie dagewesenen sozialen und wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen hatten. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie wurden zahlreiche Medikamente zur Behandlung oder Prävention von COVID-19 vorgeschlagen. Neben der Suche nach neuen Medikamenten wurden auch bereits vorhandene Medikamente mit bekannter Pharmakokinetik/-dynamik und Sicherheitsprofilen für andere Zwecke als die herkömmliche Verwendung eingesetzt. Im Vergleich zur Neuentdeckung von Arzneimitteln könnte das sogenannte Repurposing eine wirksame Forschungsstrategie sein, um Zeit und Kosten zu sparen. Eine retrospektive Kohortenstudie von Karimpour-Razkenari et al. über die Wirkung von Melatonin bei COVID-19 Intensivpatienten wurde kürzlich in dieser Zeitschrift veröffentlicht. Die Autoren zeigten nur marginale Auswirkungen auf krankheitsspezifische biochemische Parameter und eine nicht statistisch signifikante Verringerung der Sterblichkeit in der Gruppe, die Melatonin erhielt (41 %), gegenüber der Gruppe, die kein Melatonin erhielt (72 %).