Schlafdauer, Melatonin und Brustkrebs bei chinesischen Frauen in Singapur

Hintergrund

Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Schlafdauer mit dem Brustkrebsrisiko negativ assoziiert ist. Dies ist möglicherweise auf die höhere Melatonin-Gesamtproduktion bei Langschläfern zurückzuführen. Allerdings ist das Datenmaterial, das im Rahmen der drei Studien zu Schlafdauer und Brustkrebsrisiko in der westlichen Industriebevölkerung erhoben wurde, nicht aussagekräftig.

Methodik

Wir untersuchten die Beziehung zwischen der zu Studienbeginn erhobenen und von den Probanden bekannt gegebenen üblichen Schlafdauer und dem Folgerisiko einer Brustkrebserkrankung in einer prospektiven, populationsbasierten Kohorte der Singapore Chinese Health Study. Frauen mit einem Beobachtungszeitraum von weniger als 2 Jahren wurden aus der Studie ausgeschlossen, da in den Fällen mit Brustkrebserkrankung die Möglichkeit veränderter Schlafmuster um den Zeitpunkt der Diagnose gegeben ist. Nach einem Beobachtungszeitraum von bis zu 11 Jahren wurden bei den übrigen 33 528 Frauen in 525 Fällen eine Brustkrebserkrankung diagnostiziert.

Ergebnisse

Bei den Frauen, die zum Zeitpunkt des Studienbeginns in der Postmeno­pause waren, nahm das Brustkrebsrisiko mit zunehmender Schlafdauer (P Trend = 0,047) ab; Frauen, die eine Schlafdauer von mehr als 9 Stunden angaben, hatten gegenüber Frauen mit einer maximalen Schlafdauer von 6 Stunden ein relatives Risiko von 0,67 (Konfidenzintervall 95 % = 0,4 – 1,1). Dieser negative Zusammenhang wurde vor allem bei schlanken Frauen beobachtet [d. h. Body Mass Index unter dem Mittelwert (23,2 kg / m2)] (P = 0,024). Bei dieser Studienpopulation kam es nach Anpassung an das Alter und den Tageszeitpunkt der Abnahme des Sammelurins, unabhängig vom Geschlecht, bei einer laut Eigen­angabe längeren Schlafdauer (P Trend = 0,035) auch zu einem Anstieg der 6-Sulfatoxymelatonin-Konzentration im Urin. Die Melatoninkonzentration war bei Frauen mit einer Schlafdauer von über 9 Stunden gegenüber jenen mit 6 Stunden oder weniger um 42 % erhöht.

Fazit

Die Schlafdauer kann, möglicherweise über ihre Wirkung auf die Melatoninkonzentration, das Brustkrebsrisiko beeinflussen.

Relatives Brustkrebsrisiko (RR) in der Gesamtbevölkerung bzw. von postmenopausalen Frauen in Bezug auf ihre Schlafgewohnheiten der letzten zwei Jahre (* p für Trend = 0.047).
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