Die Wirkungen von zirkadianer Fehlsynchronisation und Schichtarbeit auf das Profil von oxidativem Stress bei Schichtarbeitern sind bislang in der Literatur nicht untersucht. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Rolle von Schichtarbeit (Tag und Nacht) und sozialem Jetlag – einem Maß für die zirkadiane Fehlsynchronisation – anhand von Markern für oxidativen Stress zu beurteilen.
Es wurde eine Querschnittsstudie mit 79 Männern (21 – 65 Jahre, 27,56 ± 4,0 kg/m2) durchgeführt, die in der Nachtschicht (n = 37) oder am Tag (n = 42) arbeiteten. Die analysierten Variablen umfassten anthropometrische Messungen und die Bestimmung der systemischen Spiegel von Markern für oxidative Schäden und antioxidative Abwehr. Der soziale Jetlag wurde anhand der absoluten Differenz zwischen der mittleren Schlafpunktzahl an Arbeits- und Ruhetagen berechnet. Die Nachtgruppe zeigte im Vergleich zur Taggruppe höhere systemische Werte für Thiobarbitursäure-reaktive Substanzen und Wasserstoffperoxid sowie niedrigere Werte für Nitrit, die antioxidative Gesamtkapazität und die Katalase- und Superoxiddismutase-Aktivität. Der soziale Jetlag war jedoch nicht mit den in der Nachtgruppe analysierten Biomarkern für oxidativen Stress assoziiert. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Nachtarbeiter ein höheres Maß an oxidativen Stressschäden und eine weniger starke antioxidative Abwehr aufweisen, während der soziale Jetlag nicht ein möglicher ursächlicher Faktor für diese Situation war.