Ziel der vorliegenden Studie war es, die Melatoninkonzentration bei Patienten mit Typ-2-Diabetes zu bestimmen und die Beziehung zwischen dem vegetativen Nervensystem und der Melatonindynamik genauer zu untersuchen.
Sechsunddreißig Patienten mit Typ-2-Diabetes und 13 gesunde Probanden im gleichen Alter wurden in die Studie aufgenommen. Der circadiane Rhythmus der Melatoninsekretion wurde durch Messung der Melatoninspiegel im Serum zwischen 2.00 – 4.00 Uhr und 16.00 – 18.00 Uhr ermittelt. Bei Diabetes-Patienten mit autonomer Neuropathie, bei denen die Diagnose anhand der kardiovaskulären Reflexe, der Herzfrequenzvariabilität (HRV) und der 24-Stunden-Blutdruckmessung erfolgte, wurde die zeitliche Dynamik der Melatoninausschüttung im Hinblick auf das vegetative Nervensystem neu bewertet.
In der Diabetes-Gruppe waren die nächtliche Melatoninkonzentration und die maximale nächtliche Melatoninausschüttung auf niedrigem Niveau (P = 0,027 bzw. 0,008). Bei den Patienten mit autonomer Neuropathie war die Melatoninkonzentration sowohl nachts als auch tagsüber im Vergleich zu den gesunden Personen der Kontrollgruppe herabgesetzt (P < 0,001 bzw. 0,004), während die Melatonindynamik ähnlich war wie bei den Patienten der Kontrollgruppe ohne autonome Neuropathie.
Bei den Patienten mit autonomer Neuropathie war eine positive Korrelation zwischen der nächtlichen Melatoninkonzentration und den hohen und niedrigen Komponenten der Herzfrequenzvariabilität (P = 0,005 bzw. 0,011) bzw. dem systolischen und diastolischen Blutdruck (P = 0,002 bzw. 0,004) während der Nacht zu beobachten. Die nächtliche Melatoninkonzentration und die Stärke des systolischen Druckabfalls während der Nacht waren negativ korreliert (r = – 0,478, P = 0,045). Diese Studie kommt zum Ergebnis, dass die circadiane Rhythmik der Melatoninsekretion bei Patienten mit Typ-2-Diabetes abgeschwächt ist und ein komplexer Zusammenhang zwischen verschiedenen Komponenten des vegetativen Nervensystems und der nächtlichen Melatoninsekretion besteht.
Von den Patienten mit autonomer Neuropathie haben jene mit einer besser erhaltenen Herzfrequenzvariabilität und die sogenannten «Non-Dipper» (Personen, bei denen der – in diesem Fall systolische – Blutdruck nachts um weniger als 10 % gegenüber dem Tagesdruck abfällt) eine höhere maximale nächtliche Melatoninausschüttung.